Er liebt sein Land, das er nicht mehr versteht. Er hasst die Liberalen. Er schläft nicht ohne seine Waffen. Er ist das Gegenteil von politisch korrekt. Er ist unbequem. Er liebt seine Enkelin Ella über alles. Er hat einen Gehirntumor, für den er Agent Orange aus dem Vietnamkrieg verantwortlich macht. Er überlebt die Operation. Er nimmt die letzte Chance wahr, sich mit seiner Vergangenheit, seinem Sohn und seinem Erzfeind aus dem Krieg, Clayton Fire Bear, auszusöhnen.
Er ist: ein Mann mit Anstand.
Er heißt David Granger, 68 Jahre, Vietnamveteran.
Nur die Guten sterben jung, und ich habe böse gelebt.
Lebe böse, lebe ewig.
Seite 272
David Granger ist 68 Jahre alt und ein Vietnamveteran und er glaubt die US-Regierung hat ihm einen Teil seines Gehirns samt Erinnerungen heraus operiert. Nach seiner Gehirnoperation zieht er zu seinem linksliberalen Sohn Hank und dessen Tochter Ella, die er über alles liebt. Es war von Anfang an klar, dass es zu vielen hitzigen Diskussionen zwischen dem linksliberalen Hank, der Obama gewählt hat und dem Repuplikaner David kommen würde, denn gegensätzlicher könnten Vater und Sohn kaum sein.
Mein Sohn lässt keine Gelegenheit aus, seinen Vater als Rassisten hinzustellen. Er unterstellt mir sogar Rassismus gegen andere Gruppierungen von Menschen mit weißer Hautfarbe, zum Beispiel gegen die Franzosen.
Seite 90
Doch im Laufe des Buches habe ich mich immer wieder gefragt wie rassistisch ist David wirklich? Sein Sohn Hank, der von David gerne als verweichlichter Linksliberaler oder Weichei bezeichnet wird, hält seinen Vater für einen absoluten Rassisten. Auch wenn man David reden hört, seine derbe Sprache lässt gleich das Klischee eines Rassisten zu. Er spricht von Homos, Schwuchteln, Schlitzaugen, Pyjamaträgern, Euroschlampen und iranischen Sauhunden. All diese Wörter lassen doch sofort die Vorurteile aufploppen, doch David beweist allen, dass er eben kein Scheiß-Rassist ist, allen voran seinem Sohn Hank. Denn er lädt seinen Fitnesstrainer zum Essen ein, der wohlgemerkt Schwul ist und auch seinen Partner bringt er mit, auch mit ihm ist David befreundet. Dann gibt es da noch seine vietnamesische Ersatztochter, die Hank erst kennenlernt, als sein Vater bei ihm wohnt. Hank kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. David äußert sich zwar rassistisch, doch gleichzeitig zeigt er damit auf was er an dem anderen jeweils schätzt. Ihr denkt das widerspricht sich? Nein, gar nicht. David räumt mit jeglichen Vorurteilen auf und am Ende habe ich mich gefragt wer da jetzt eigentlich der Rassist ist? Immer wieder hat er meine Vorurteile widerlegt.
Vielleicht hatte ich auch was in der Richtung gehört, dass sie nicht schwarz war, worauf mir klar wurde, dass vielleicht jede Familie ihre Heuchler und Linksliberalen und Arschlöcher hatte, ganz gleich welcher Hautfarbe. Seite 211
Das Buch ist unterhaltsam und prägend gleichzeitig. Oft musste ich über seinen Verfolgungswahn schmunzeln, vor allem fühlt er sich von seinem Erzfeind Clayton Fire Bear verfolgt.
Fazit
Mit seinem eigenwilligem Erzählstil frei Schnauze und dem Abweichen von dem schwarz-weiß-Denken hat mich Anstand gut unterhalten, zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht. Oft hören wir nur auf die Worte, die jemand sagt, anstatt auch das mit zu bewerten was derjenige tut oder wie er handelt. 5/5 Punkte
Zum Buch
Anstand
Originaltitel The Reason You’re Alive
Übersetzung von Ulrike Wasser und Klaus Timmermann
272 Seiten
ISBN: 978-3-95967-135-4
Erschienen bei Harper Collins